Abiturfeier 2022
Jeder Abiturgang ist besonders – der diesjährige ist allerdings außergewöhnlich besonders und zwar aus folgenden Gründen:
Unsere diesjährigen AbiturientInnen haben praktisch ihre gesamte Oberstufenzeit unter Pandemiebedingungen verbracht, sie haben wirklich alles mitgenommen, was es an Maßnahmen, Sorgen, Ängsten und ungewöhnlichen Schwierigkeiten in den letzten zwei Jahren zu bewältigen gab.
Aus verschiedenen Gründen sind sie an den Herausforderungen gewachsen und haben herausragende Ergebnisse erzielt.
Die letzte und vielleicht wichtigste Besonderheit war, wie gut sie sich miteinander verstanden haben. Trotz widriger Bedingungen haben sie vor den Osterferien Mottotage organisiert (s. unser Beitrag vom 6. April), die das Kolleg zum Leuchten gebracht haben und uns dieses Jahr etwas für das verregnete Sommerfest entschädigt haben.
Auch uns KollegInnen haben die letzten Jahr viel abverlangt und so war es immer eine Entlastung, wenn dieser Jahrgang auf dem Stundenplan stand, es war schlicht klar: die Atmosphäre wird angenehm sein, ein Witz wird irgendwann zu allseitiger Freude durch die Luft fliegen und man wird sich auf menschlicher Ebene wohl miteinander fühlen.
Auch bei der Abiturverleihung hat sich gezeigt: die Chemie zwischen Kollegium und KollegiatInnen hat gestimmt. Die KollegtiatInnenvertretung hat kleine Blumensträuße besorgt und ein Gruppenbild der Mottotage gerahmt, alle Kollegen und Kolleginnen wurde namentlich auf die Bühne gebeten und mit beidem beschenkt, das hat uns sehr gefreut – Danke!
Ansonsten hat der Kolleg-Chor nach Jahren das erste Mal wieder gesungen und zusammen mit Herrn Grass am Flügel für einen schönen musikalischen Rahmen der Abiturverleihung gesorgt. Auch war die Aula normal bestuhlt und es waren erstmals auch wieder Angehörige dabei, die sich über die Erfolge Ihrer Kinder, Enkel oder Neffen und Nichten freuen konnten.
Dieses Jahr wurde aber auch gedichtet, Landolin hat eine poetisch beeindruckende Rede gehalten, die wir netterweise in Schrift und Ton hier veröffentlichen dürfen:
Drei Jahre
das ist die Halbwertszeit eines Eisen-55 isotops
welches dann
weil die Coulombkraft überwiegt
und die Kernkraft es nicht hält
einfach so zerfällt.
Die Physiker hier im Raum denken sich
wahrscheinlich:
„Nun Eisen-55
ist das nicht ein ganz fataler Beta-Strahler?“
Und ja
es stimmt
jedoch
das ist ja klar
herrschte in unsrem Unterricht
nie eine Gefahr.
Für Sicherheit am Arbeitsplatz
galt stets der bewehrte Satz:
Beta-Strahler besser nie
an Auge oder Knie.
Und auch
wenn die Physik mir so manchen Lerntag
um einiges erschwerte
bin ich ausgesprochen dankbar für alles
was Herr Bühring uns so lehrte.
Drei Jahre
oder three years
is not the easiest thing to say
considering that h and t
have to be
pronounced pretty perfectly
in that little word
„three“
thats one of the many things
that englisch taught me.
Drei Jahre
solange braucht ein Schiff aus Punkt B
über einen ziemlich großen See
und trifft dann
wenn ich den Richtungsvektor richtig spann
in Punkt D
oh weh!
auf das Schiffchen aus Punkt C.
Auch wenn man manchmal viel Kraft für Mathe braucht
sie einen schlaucht
nahm man es doch gern in kauf
denn am Schluss ging diese Rechnung auf.
Drei Jahre
das ist Zeit
durch sie können wir nachts in Erinnerungen schweben
sie lässt uns nach immer neuerem streben
ohne würde es ein gestern nicht geben
ohne wäre das Leben kein Leben.
Während wir beobachten
was das Leben für Wunderweltdramen schrieb
wirkte die Zeit stets als Fundamentalprinzip.
Die Zeit besitzt eine empirische Realität
liegt vor der Erfahrung
ist a Priori
und obligat damit der Mensch versteht
Ihre Transzendental-Idealität…
So das war ja ganz nett und interessant
Aber jetzt reicht es auch mit Kant.
Drei Jahre sind vergangenen
und nun sitzen wir hier
mit neuen Möglichkeiten in unseren Händen.
Und nach diesen 1095 Tagen
bleibt eigentlich nur eines noch zu sagen.
Wir bedanken uns ganz herzlich für diesen Lebensabschnitt
diesen lehrreichen und tollen Weg
beim gesamten Schöneberg-Kolleg.
Da ein Text besonders viel Bedeutung und Schönheit entfaltet, wenn er vom Autor selbst gelesen wird, können Sie hier auch die Audiovision genießen:
Herzlichen Dank auch für die Herstellung der Audioaufnahme!
Eine letzte diesjährige Besonderheit war ein Projekt von Frau Ulmer, die in Ihren Kunstkursen mit Siebdrucktechnik an der Entwicklung eines Kolleg Schöneberg T-Shirts gearbeitet hat. Das Projekt ist noch im Fluss, aber jeder Abiturient und jede Abiturientin haben als Abschieds- und Erinnerungsgeschenk ein Kolleg-Schöneberg-T-Shirt-Unikat bekommen. Die Versammlung der liebevoll verpackten und mit Namensschild versehenen T-Shirt-Rollen können Sie in unserer Bildergalerie unten bewundern.
Alles zusammengenommen war es – wie es diesem besonderen Abiturjahrgang gebührt – eine außergewöhnlich gelungene, vielseitige, freudige und tiefgründige Abiturfeier.
Und nun müssen wir Sie gehen lassen (in die Zukunft, die Freiheit und die Verwirklichung Ihrer beruflichen Träume …) – wir werden Sie vermissen!